Am Donnerstag, den 31. Januar 1935, fand nun die  offizielle Gründungsversammlung statt, 222 Personen hatten sich inzwischen als Mitglieder angemeldet, von denen ein großer Teil erschienen war.  Große Begeisterung für die närrische Sache erfüllte alle Anwesenden. Im Lokal herrschte eine fürchterliche Bedrängnis; sogar das Klavier wurde als  Sitzgelegenheit benutzt.
Die Hauptaufgabe bestand nun zunächst darin,  dem Verein eine sichere Führung zu geben. Es  wurden deshalb Vorschläge entgegengenommen und schließlich folgende Herren durch Zuruf gewählt:
1. Vorsitzender (Präsident): Anton Pähler, Kaufmann, Rietberg
Kassierer: Heinrich Timpe, Kaufmann, Rietberg
Schriftwart: Max Osthus, Drogist, Rietberg
weitere Vorstandsmitglieder: Elektromeister Frido  Kemper, Rietberg
Verwaltungssekretär: Peter Wibbe, Rietberg
Die genannten 5 Herren bilden den sogenannten kleinen Rat.

  1. Im weiteren Verlaufe der Versammlung wurde auch der Elferrat konstituiert, der sich aus den nachstehenden Herren zusammensetzte:
  2. Metzgermeister Anton Strunz, Rietberg
  3. Malermeister Heinrich Hanschmidt, Emsstraße, Rietberg
  4. Dentist Gustav Enste, Emsstraße, Rietberg
  5. Kaufmann Heinrich Hanschmidt, Nordtor, Rietberg
  6. Mechaniker Johannes Schumacher, Rietberg
  7. Frisörmeister Heinrich Speith, Rietberg
  8. Fuhrunternehmer Wenzel Baumjohann, Rietberg
  9. Arbeiter Vinzens Temme, Rietberg
  10. Kaufmann Heinrich Timpe, Rietberg
  11. Drogist Max Osthus, Rietberg
  12. Bauer Anton Ortkemper, Bokel bei Rietberg

Außerdem wurden die Hilfskassierer gewählt und ihnen ihre Arbeitsgebiete zugeteilt.
Ferner wurden die Arbeitsausschüsse zusammengestellt, denen die Durchführung des Rosenmontagszuges oblag.
Auf den Vorschlag des Präsidenten hin, gab sich  der Verein den Namen
»Grafschaftler Karnevalsgesellschaft Rietberg«.  Nachdem nun noch der Präsident sich von seinem  Mitarbeiterstabe sowohl als auch von allen anwesenden Mitgliedern das Gelöbnis tatkräftiger Mithilfe hatte geben lassen, schloß er die historische  Gründungsversammlung.
Bevor jedoch der letzte Narr seinem Wigwam zurollte, wurde noch manches Pöttken auf das Wachsen, Blühen und Gedeihen
der Grafschaftler Karnevalsgesellschaft geleert.

Pähler Timpe Max Osthus

Weiter schreibt der Chronist Max Osthus in das  Protokollbuch:
Die Vorbereitungszeit auf den Rosenmontagszug!  Nach der Gründungsversammlung wurde sich nun  allerseits ersprießlicher Arbeit hingegeben.
Die Zeit bis zum Rosenmontagszug war nur kurz.  Da aber die eingesetzten Arbeitsausschüsse mit  Leib und Seele bei der Sache waren, konnten viele  Vorschläge aufgegriffen und verwirklicht werden.  Um nun eine erfolgreiche Durchführung der Arbeiten zu gewährleisten, fanden sich die einzelnen  Trupps des öfteren zu lokalen Besprechungen  zusammen. Da hierbei fast jede Wirtschaft berücksichtigt wurde, brachte man auch den Wirtekreis  dem Kamevalsverein näher. Große Sorge bereitete  dem Vorstand die notwendige Beschaffung der  Gelder. Die durch die Mitgliedsbeiträge hereingeholten Summen reichten bei weitem nicht aus, um  die Kosten des projektierten Zuges zu decken. Man  sah sich daher genötigt, eine Sondersammlung bei  den Wirten zu unternehmen, weil diese ja letzten  Endes allein nur profitieren konnten. (Das muß sich  aber bis heute noch nicht bei allen Wirten herumgesprochen haben! Anmerkung: »Der Chronist«)  Annerkennenswerter Weise, spendeten aber alle  Wirte nach besten Kräften. Rund RM 120; waren  zusammengekommen.
Andererseits leistete aber auch die Bürgerschaft in  vielen freiwilligen Spenden an Geld und Sachwerten eine nicht zu unterschätzende Beihilfe. (Und  das mit Dank auch heute noch: »Der Chronist«)  Unser Präsident – Herr Anton Pähler – bewies in  diesen Wochen sein großes Organisationstalent. Er  verstand es meisterhaft über alle Schwierigkeiten  hinwegzukommen, die sich in einer solchen Situation zwangsläufig einstellen. Mit seinem Spürsinn  fand er immer den richtigen Mann für den richtigen  Platz.
Auch von Seiten der Handwerkerschaft erfuhr der  Verein tatkräftige Unterstützung. Hervorzuheben  ist besonders die freiwillige Arbeit der Maler und  Frisöre. Die Gespannbesitzer stellten bereitwilligst  Wagen- und Pferdematerial zur Verfügung.
Von dem Mitglied Max Osthus wurde den »Grafschaftlem« ein eigenst verfaßter Karnevalsschlager geschenkt, der nach der Melodie des Liedes  »Als wir 1870 sind nach Frankreich hinmarschiert«  gesungen wurde, und dessen Text wie folgt lautet:

1. Bei der schönen Gräfin Agnes wurde einstens
was bekürt, was zu einem wundervollen, tollen
Ende hat geführt.
Große Freude überall, Rietberg
feiert Karneval, stell de Holsken in de
Eck, bist vandage Fastnachts-Geck.

Refrain:
Und dann nimm zur Faschingszeit
dir ‘ne kleine süße Maid; küsset, tanzet, lacht
und trinkt, bis die Morgenröte winkt.